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Dienstag, 18. Juni 2013

Das Recht des Schnelleren

Auf Deutschen Autobahnen gilt das Recht des Schnelleren. Warum eigentlich?

Gestern beim Auffahren auf die Autobahn: Papis alter Opel Astra beschleunigt eben nur so, wie er beschleunigt. Macht ja nichts, die Autobahn ist frei, die Linie zwischen ihr und meinem Beschleunigungsstreifen sogar noch durchgezogen. Ich trete also aufs Gas und warte nur auf die gestrichelte Linie, um rüberzuziehen.

Hinter mir gibt zeitgleich ein schnelleres Auto Gas. Die Strichelung nähert sich, doch als ich so weit wäre, nach links zu wechseln, ist das schnellere Auto von hinten über die durchgezogene Linie gefahren und fährt nun rechts von mir. Ich muss bremsen, mangels weiterem Beschleunigungsstreifen und ihn erst vorbei lassen. Pech für mich, dass ich 1. ein langsameres Auto habe und mich 2. (manchmal) an Regeln halte.

Nun, hier stimmt man mir vielleicht noch zu dass das nicht nett war... Aber beim Überholverhalten scheinen die meisten das hier schon ganz normal zu finden:

Ich fahre in der Mitte und überhole mit 130 (erlaubt sind 120) in Kolonne Laster. Ich halte Sicherheitsabstand. Ich habe es eilig, ich nutze den Rahmen meiner Möglichkeiten.

Ganz links überholt unsere Kolonne wiederum einer, der sich auch einen Strafzettel über 20 km/h Übertretung leisten kann mit 140. Von hinten an ihn wiederum rauscht einer heran, der gerne 200 fährt und bei dessen Sprit- und Leasingkosten auch ein Strafzettel wegen 80 km/h nicht weiter ins Gewicht fällt.

Ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, fährt der 140 km/h-Schwächling sofort in meinen Sicherheitsabstand. Ich muss bremsen, wir kommen auf 110/100 runter, und da es bergaufgeht, ist für mich der Schwung erstmal raus. Erst einige Kilometer später, als es wieder bergab geht, erreiche ich wieder 120. Denen auf der Mittelspur kann man es anscheinend jederzeit zumuten zu bremsen. Mehr Recht auf Schwung hat immer der, der schneller kann, scheint es. Die Tatsache, dass nur 120 erlaubt sind, spielt keine Rolle.

Ich fahre auch schnelleren Autos aus dem Weg! Warum auch nicht. Aber nicht in den Sicherheitsabstand des Überholten rein. Ich schaue, dass mein Überholvorgang abgeschlossen ist und ich mich nur so vor den/die Überholten setze, dass man dort nicht bremsen muss.

Eine gute Freundin fährt sogar vor dem Überholen immer so dicht auf den Vordermann auf, wie möglich. Viel zu nah für irgendwas, was Sicherheit bieten könnte... Erst dann, so hat ihr mal ein Freund beigebracht, zieht man rüber auf die linke Spur, um die dort Fahrenden nicht länger zu behindern, als nötig. Klar. Ich riskiere lieber mein Leben und das der der eventuell Mitbetroffenen, sollte der Laster bremsen... als einem der PS-Potenten auf der Überholspur zuzumuten, für 2 bis 3 Minuten in meinem Tempo hinter mir fahren zu müssen.

Heute morgen las ich einen Artikel der Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan, in dem hieß es:
"Solidargemenschaft ...(ist) nicht mehr gewollt (...).
In Artikel 20 Absatz 1 des Grundgesetzes heißt es, dass die BRD ein sozialer Bundesstaat ist. (...) Artikel 20 Absatz 4 fordert: "Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand".
Lasst Euch nicht verdränge(l)n, bitte. Ich finde, Solidarität sollte in beide Richtungen gelten.

Renan Demirkans aktuelles Buch heißt übrigens "Respekt. Heimweh nach der Menschlichkeit". Leider gefällt mir ihre Art, daraus vorzulesen eher wenig...: www.renan-demirkan.de






1 Kommentar:

  1. Sicherheitsabstand? Das ist kein deutsches Wort. Sieht halt wie ein deutsches Wort aus, aber kein Deutche kennt es...
    Die deutsche Autobahn und die Autos und Menschen die darauf fahren sind manchmal ein erschreckendes Snapschuß der Menschlichkeit. Respekt? Community? Nöö...

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