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+++bin etwas sensibel +++ vielleicht gar 'hyper sensitive'. +++ +++ geht in die Tiefe, was ich schreibe +++ sowie es in die Tiefe geht +++ wie mich manchmal was berührt +++ +++ oder nervt... +++ +++ Paradoxer-; oder auch logischer-weise bin ich manchmal etwas robust in meiner Wortwahl und beim "Austeilen" +++ +++ vielleicht schon bis auf's Blut genervt +++ Mund auf aus quasi Notwehr +++ +++ Dickhäutigere sind bessere Diplomaten +++ +++ als ich, die ich ihre Diplomatie dafür tiefer wertschätze und empfinde als vielleicht andere +++ +++ PS: Feedback! +++ bin Feedback-Junkie +++

Donnerstag, 4. Juni 2015

Sterben begleiten als Angehöriger

Diesen Monat habe ich meinen Vater beim Sterben begleitet. Von den Schritten des Prozesses wurde ich jeweils mehr oder weniger überrascht. Erwartet hatte ich, dass - wie bei den bisherigen Sterbefällen in meiner Familie - irgendwann nachts oder tagsüber ein Anruf käme, irgend etwas sei passiert und er sei gerade verstorben oder kurz davor.
Nun ist das aber beim "normalen" Sterbeprozess gar nicht so. Aber niemand erklärte mir, wie es ist. Ab wann wussten die Pflegekräfte, dass mein Vater bald sterben würde? Wahrscheinlich ab dem Moment, als sie sich bei mir nochmal genauer nach seiner Patientenverfügung erkundigten und mir anrieten, mit seinem Hausarzt darüber zu sprechen. Bei dem Termin beim Hausarzt bekam ich außer seiner Ausführung einer Patientenverfügung keine weiteren Infos an die Hand. Er erwähnte noch, dass er von einer Berechnung absehen würde, weil wir selbst schon eine verfasst hatten die ich nur noch vergleichen sollte.

Als ich etwas darauf an einem Freitag Nachmittag nach einer Prüfung nach Hause kam, sah ich einen entgangenen Anruf des Pflegezentrums auf dem Telefon. Als ich zurückrief sagte man mir, man wolle mich über den Zustand meines Vaters unterrichten - er habe aufgehört, zu Essen und zu Trinken. Dass dies den Beginn des Sterbeprozesses bedeutet, durfte ich mir selbst dazu ausformulieren. Darüber, wie lange dieser ungefähr dauert, konnte niemand greifbare Schätzungen äußern. (Kann das so schwer sein?) Am Wochenende begann das Hin- und Her mit der künstlichen Flüssigkeitszufuhr. Jede Pflegekraft und jeder dazuberufene Bereitschaftsarzt hatte eine andere Ansicht und fragte hierzu nach der Patientenverfügung oder auch nicht. Ich hatte keine Beratung zum Sterbeprozess mit oder ohne Salzlösung und war hin- und hergerissen.
Hätte ich nicht einen Pfarrer für die letzte Ölung hinzuberufen, hätte mir auch niemand erklärt, dass das Vertrocknen der Mundschleimhaut zum normalen Sterbeprozess gehört. Er war auch der Einzige, der mir das Gefühl gab, alles gut und richtig zu machen. Den Zeitpunkt für die letzte Ölung und die Abschiede von Familienangehörigen habe ich zum Glück selbst richtig eingschätzt und vermittelt... Und die Zeit, die ich noch mit ihm hatte, und dass ich mich gerne nochmal zum ihm legen und ihn halten wollte...
Auf Grund eines Geistesblitzes rief ich am diesem Wochenende auch das Hospiz an und konnte mich am Telefon ein bisschen austauschen. Leider gibt es wochenends niemanden für einen Besuch. Hätte ich nicht selbst von Hospizen gewusst – niemand hätte mir davon erzählt, dass ich hier Ansprechpartner finden kann.

Wahrscheinlich ist einfach niemand zuständig für die Aufklärung von Menschen, die Menschen beim Sterben begleiten. Zum Beispiel die Pflegekräfte: Am Wochenende im Schichtwechsel - wer hätte zuständig sein sollen? Zudem haben diese immer die (sicher berechtigte) Sorge, irgend etwas falsch machen zu können und hinterher belangt zu werden.
Aber warum ist niemand zuständig? Warum werde ich als nächste Angehörige so alleine gelassen? Wenn ich ein Kind bekomme, werde ich von allen Seiten beraten, mit Broschüren und Flyern überschüttet und an die Hand genommen - aber wenn mein Vater stirbt, stehe ich alleine da.
Auf Wikipedia hatte etwas zum Sterbeprozess gefunden und deswegen ein bisschen Bescheid gewusst, wie zum Beispiel „Kurz vor dem endgültigen Atemstillstand ist häufig eine Schnappatmung zu beobachten.“ Stimmt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Sterben)

Man stelle sich vor, das wäre beim Geburtsprozess so. Die werdende Mutter würde aufgrund von Wikipedia von Kontraktionen und Hebammen wissen oder schlicht zufällig zum richtigen Zeitpunkt ins Krankenhaus gehen... oder eben nicht...